Etappe 1: Wanderung von Port d’Andratx nach Sant Elm

Unsere erste Etappe auf dem GR 221 führt uns vom Fischerhafen Port d’Andratx bis zum westlichsten Landzipfel der Insel in den dort gelegenen Ort Sant Elm. Belohnt werden wir mit einem spektakulären Ausblick vom Pas Vermell und einer Abkühlung im azurblauen Meer am Zielort.


🕗 Dauer:
ca. 2-3 h
🥾  Länge:
ca. 9 km
Höhenmeter:
↗ 320 m ↘ 330 m

Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr an einem Samstagmorgen. Zwei Stunden später steigen wir in den Flieger und landen am Flughafen Palma de Mallorca pünktlich gegen 10 Uhr.

Nur mit unseren Rucksäcken ausgestattet (Handgepäck), geht dort alles zum Glück sehr fix und wir steuern zielstrebig das nächste Taxi an. Für die Strecke von 43 km zahlen wir rund 55 €. Günstiger ginge es mit dem Bus, dauert dafür länger und dieser verkehrt unregelmäßig. Nach einer entspannten Fahrt von 36 Minuten erreichen wir schon unseren Startpunkt: die schicke Hafenpromenade von Port d’Andratx.

Hier soll unser Abenteuer starten, hier beginnt unsere erste Etappe auf dem GR 221 – der berühmte Fernwanderweg auf Mallorca. Die kommenden sieben Tage werden wir ihm für unsere Wanderung quer durch die Serra de Tramuntana folgen. Doch bevor wir uns motivieren und die Rucksäcke umschnallen können, weisen uns unsere knurrenden Bäuche einen anderen Weg: Frühstück!

Port d’Andratx

ⓘ Der Hafenort Port d'Andratx liegt vor einer beschaulichen Kulisse an einer fjordähnlichen Bucht an der Südwestküste der Insel Mallorca, einige Kilometer entfernt von der zugehörigen Stadt Andratx. Hier trifft Luxus auf Tradition. Bekannt für seine schicke Hafenanlage und seinen imposanten Yachtklub mit dem entsprechend noblen Klientel, ist Port d'Andratx noch immer ein geschäftiger Fischereihafen. 
Aus dem Mittelalter ist überliefert, dass diese Bucht immer wieder von Piraten aus Nordafrika heimgesucht wurde, die von hier aus ihre Raubzüge starteten. Die Überbleibsel zahlreicher Verteidigungseinrichtungen und Wachtürme sind die noch heute erkennbaren Relikten der damals erforderlichen Schutzmaßnahmen.

Wir finden ein süßes Café, genehmigen uns einen frischgepressten Orangensaft sowie einen köstlichen Cortado und starten unseren Tag mit einem typisch mallorquinischen Gericht: Pa Amb Oli. Auf diese lokalen Köstlichkeiten hatten wir uns seit Wochen gefreut. Unsere Energie-Reserven sind wieder aufgetankt, im Supermarkt füllen wir unseren Wasservorrat auf.

Hafen von Port d'Andratx
Hafen von Port d’Andratx

Dann geht es los. Zu Beginn führt unsere Route am Hafen vorbei. Im Vorbeigehen sehen wir einige authentische Fischerboote am Kai liegen, ihre Netze trocknen in der Sonne. Direkt daneben liegen noble Segelboote vor Anker, sowie einige sportliche Katamarane und dicke Yachten. Vielleicht von Brad Pitt? Der Hollywood-Schauspieler soll hier in der Nähe ein Anwesen haben.

Der ganze Prunk imponiert uns nicht, wir suchen die Schönheit der Natur und die Ruhe der Berge. Und so folgen wir dem Weg und entfernen uns vom Hafen, den wir jedoch schon bald aus einer noch schöneren Perspektive von oben wiedersehen werden.

Die Route führt relativ unspektakulär durch die Straßen der Luxus-Wohngegend heraus aus Port d’Andratx. Sicher haben die Anlagen hier optisch viel zu bieten, doch kaum eine der Villen ist aufgrund hoher Mauern und Begrünung von der Straße aus einsehbar.

Kaum lassen wir den Rand der Ortschaft hinter uns, geht es einen steilen Trail den Berg hinauf. Wem das zu anstrengend wird, der kann sich links halten und der Landstraße in Serpentinen hinauf folgen. Wir suchen die Herausforderung und wählen den Weg durchs Gelände.

💡 Tipp: schon hier bewährt sich das GPS-Tracking und der Einsatz einer entsprechenden App, zum Beispiel: komoot. Der Weg ist hier noch nicht gut ausgeschildert. Nach den sonst typischen Hinweisen in Form von Schildern oder Pfeilen auf den weiteren Etappen des GR 221 sucht man hier vergeblich.
Blick auf Port d'Andratx
Blick auf Port d’Andratx

Oben angekommen auf 319 Meter (Puig d’en Ric) wird man mit dem ersten traumhaften Panoramablick auf Port d’Andratx belohnt. Damit ist auch die Hälfte der ersten Tour geschafft. Höher kommen wir heute nicht. Reicht auch für den ersten Tag. Nach wenig Schlaf durch den frühen Flug und ohne ausreichende Akklimatisierung entpuppt sich diese vergleichsweise einfache Etappe als Herausforderung. Zudem kommt die Sonne nun heraus, wir wechseln unsere Bekleidung auf kurze Hose und Shirt.

Nach dem Anstieg geht es relativ eben weiter. Der Weg ist teilweise nur ein Pfad, an einigen Stellen ziemlich zugewachsen. Man ist gut beraten nach Steinmännchen Ausschau zu halten und diesen zu folgen. Einige Pflanzen sind Wanderern gegenüber eher missgünstig eingestellt und relativ kratzig und uneinsichtig, wenn es darum geht, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Meine Schienbeine wünschen sich die lange Hose zurück.

Sa Dragonera
Sa Dragonera

Das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten: wir erklimmen den Pas Vermell und erhalten von dort zum ersten Mal einen beeindruckenden Panoramablick auf Sa Dragonera, eine unbewohnte Felseninsel vor der Küste von Mallorca. Ihr Name lässt sich übrigens unter anderem auf ihr Erscheinungsbild zurückführen, welches einem liegenden Drachen ähnelt. Heute ist die Insel ein Naturpark, um die dort ansässige Artenvielfalt zu bewahren. In der Vergangenheit spielten die unterirdischen Süßwasserquellen in ihren Höhlen eine wichtige Rolle für die Wasserversorgung in der antiken Schifffahrt.

Weiter geht es auf Pfaden entlang der steilen Felsformationen. Wir genießen die Abgeschiedenheit. Auf dem gesamten Teil begegnen uns kaum andere Wanderer. Das Wetter und die Jahreszeit sind gnädig für diese Wanderung: zwar gibt es ab der Mittagszeit Sonne pur, aber es weht auch etwas Wind und die Bäume spenden ausreichend Schatten. Wir sind Anfang Mai unterwegs und messen 18 Grad im Schatten.

Sant Elm (San Telmo)

Nach 2,5 Stunden erreichen wir den westlichsten Landpunkt der Insel Mallorca, und damit den beschaulichen Ort Sant Elm (kastilisch San Telmo). Wir steigen die letzten Höhenmeter hinab und bestaunen das azurblaue, kristallklare Wasser. Das ehemalige Fischerdorf liegt umrahmt von einer schroffen Küste und überrascht daher mit seinem Sandstrand.

Blick auf Sant Elm
Blick auf Sant Elm

Sant Elm besteht vor allem aus kleineren Hotels und Sommerresidenzen sowie zahlreichen Restaurants. Dauerhafte Bewohner bzw. Einheimische gibt es wohl wenig. Wir erleben den Ort zu einem ruhigen Zeitpunkt, die Anzahl der Touristen ist überschaubar. Das alles verleiht dem Dorf den besonderen Flair eines verträumten Geheimtipps. Malt man sich jedoch alle Unterkünfte voll belegt während der Hauptsaison in den Sommermonaten aus, so könnte es schnell eng und ungemütlich werden.

Wir checken in unserem Hotel ein. Das Hostal Dragonera* bietet eine preiswerte Übernachtung inkl. Frühstück und mit Meerblick (der lohnt sich hier). Wir werden herzlich empfangen und zuvorkommend versorgt mit Infos zum Städtchen sowie Tipps zum Einkaufen und fürs Abendessen.

Zum Abend genießen wir eine ordentliche Portion Tapas und ein wohlverdientes Cerveza. Es ist noch lange hell und warm genug, um den Abend gemütlich am Strand ausklingen zu lassen. Der obligatorische Sprung ins kühle Nass darf natürlich nicht fehlen, und so schwimmen wir in den Sonnenuntergang.

Hundemüde nach unserer ersten Etappe fallen wir ins Bett und schlafen wie zwei Steine, Morgen erwartet uns eine wagemutige Kletterpassage.



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