Etappe 7: Wanderung von Deià nach Port de Sóller

Die siebte Etappe führt uns vom kleinen Küstenort Deià bis in die filmreife Bucht von Port de Sóller. Wir verlassen den GR 221 für ein Teilstück, um auf den Spuren alter Piratenwege und Schmugglerpfade eine Klippe zu besteigen. Dort erwartet uns der spektakulärste Ausblick unserer gesamten Wanderung.


🕗 Dauer:
ca. 4-5 h
🥾  Länge:
ca. 14 km
Höhenmeter:
↗ 340 m ↘ 520 m

Zum Frühstück finden wir uns in einem netten Café Sa Font Fresca am Ortseingang ein. Die Gerichte sind lecker und vor allem sehr üppig, eine Portion reicht jeweils für zwei. Wir wussten dies nicht, entsprechend voll sind unsere Bäuche, als wir uns auf den Weg machen. So geht sie los, die Wanderung von Deià nach Port de Soller.

Der GR 221 führt genau durch Deià hindurch. Wir versorgen uns noch mit frischem Trinkwasser aus dem Minimarket und folgen dann der Route durch eine kleine unscheinbare Gasse. Die steinverkleideten Häuser sind hier auf kleinster Fläche dicht an dicht gebaut und so staunen wir nicht schlecht, als wir zwischen zwei Flächen doch tatsächlich eine große Halfpipe-ähnliche Konstruktion (für Kenner: “Miniramp”) für Skateboarder entdecken. Ride on!

Am Ortsausgang bauen Veranstalter gerade eine Bühne und eine Absperrung in Vorbereitung für ein Radrennen auf – die Mallorca Challenge, ein berühmtes Etappenrennen das jährlich unter anderem durch Deià führt. Normalerweise wird das Sportevent im Januar ausgetragen, musste dieses Jahr jedoch aufgrund der Covid-Pandemie in den Mai verschoben werden.

Ab hier ist der GR 221 wieder gut ausgeschildert und schlängelt sich hinab in Richtung der Küste Cala Deià, bevor er nach rechts abknickt, wo wir über eine Leitersteige kletternd wieder auf einen typischen historischen Pflasterweg treffen.

Wer einen Abstecher machen möchte, kann stattdessen bis vor zur Küste laufen, sich im Meer erfrischen und von dort den Einstieg zum berüchtigten Piratenweg einschlagen. Dieser führt abenteuerlich direkt an der Steilküste entlang und soll nichts für schwache Nerven oder die falsche Ausrüstung sein (T3). Es ist allerdings kein offizieller Weg und über die aktuelle Beschaffenheit haben wir unterschiedliche Aussagen gelesen. Wir entscheiden uns dagegen und folgen weiter dem GR 221, planen aber eine Teilroute kurz vor Port de Sóller an der Küste ein. Wie sich später herausstellen wird, war dies eine gute Idee.

🏴‍☠️  Der Piratenweg führt direkt an der der Steilküste von der Cala de Deià ursprünglich bis nach Port de Sóller. Der Name des Weges kommt nicht von ungefähr, im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Baleareninsel Mallorca häufig von Piraten aus der arabischen Welt heimgesucht. Diese gab es im Mittelmeer zuhauf. Stets auf der Suche nach Nahrung und Wasser war Mallorca ein beliebtes Ziel für die Seeräuber und Schmuggler, die Insel war groß genug und lag außerdem strategisch günstig.
Wanderhighlight Ausblick vor Finca Son Mico
Ausblick vor Finca Son Mico

Es geht ein Stück steil bergauf, dann durch einen Wald relativ geradeaus. Immer wieder haben wir zur Linken einen wunderschönen Blick aufs Meer und die Küste, zur Rechten finden wir ein paar interessante Felsformationen und kleinere Höhlen.

Nach 6 Kilometern erreichen wir an der Finca Son Mico. Seit Jahren in Familienbesitz findet man hier die schönste Einkehrmöglichkeit für eine Rast. Empfohlen wurde uns der hausgemachte Zitronenkuchen, der frisch gepresste Orangensaft und natürlich das Ambiente sowie die atemberaubende Aussicht. Leider haben wir Pech und das Café hat kurzzeitig geschlossen, als wir eintreffen.

Kurz danach gabelt sich der Wanderweg auf, in die Richtungen Sóller und Port de Sóller (nicht verwechseln). Wir halten uns links, es geht nach Norden und knapp einen Kilometer an der Straße entlang, es kommen uns jedoch kaum Autos entgegen.

An der Stelle, wo sich zur Rechten ein größerer Olivenhain auftut, verlassen wir den GR 221, um wie geplant noch ein wenig Abenteuer in die heutige Wanderetappe einzubauen. Dafür biegen wir nach links ab und folgen dem Feldweg bis zu einer kleine Siedlung Bens d’ Avall. Die befahrbare Straße endet hier und wir folgen einem Pfad, der auf den ersten Blick ins Nirgendwo führt.

Olivenbaum auf dem GR221
Olivenbaum kurz vorm Piratenweg

Auf den Spuren der Piraten

Wir wandern und kraxeln durch ein Felsenmeer in Richtung der Klippen, es geht stetig auf das Meer zu. Steinmännchen und die komoot App weisen den Weg, auf den offiziellen Wanderrouten ist dieser ausgetretene Pfad wohl nicht zu finden. Vorbei an alten Hüttenruinen geht es über Stock und Stein, bergab durch ein kleines Tal und wieder ein kleines Stück steil bergauf.

Am höchsten Punk der Felsenklippe finden wir unser Ziel, eine winzige Höhle im Fels bietet wie ein Bunker Schutz vor der Sonne und gerade Platz für zwei Personen. Und: die versprochene Aussicht, die gesamte Küste entlang – unfassbar. Die Anstrengung hat sich gelohnt, ein absolutes Highlight – jedoch nur für schwindelfreie Piratenanwärter.

Ausblick vom Piratenfelsen vor Port de Sóller
Ausblick vom Piratenfelsen vor Port de Sóller

Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Die Magie dieses Ortes macht es uns schwer hier wieder aufzubrechen, ich habe das Gefühl mich nie an dieser Aussicht satt sehen zu können. Der Sonnenuntergang muss von dieser Stelle aus atemberaubend sein. Wir setzen unsere Wanderung nach Port de Sóller fort.

Der Pfad, der uns die Küste entlang nach Port de Sóller führt, verläuft genau so wild wie der, der uns hergeführt hat. Es scheint ein Geheimtipp zu sein, nur eine Handvoll Wanderer kommen uns auf der ganzen Teilstrecke entgegen. Nach einer guten Stunde erreichen wir den Far del Cap Gros, den Leuchtturm von Port de Sóller und haben von hier aus einen beeindruckenden Panoramablick in die gesamte Bucht.

Port de Sóller

Blick auf Port de Sóller
Blick auf Port de Sóller
ⓘ Der abgelegene Küstenort Port de Sóller liegt in einer großen Bucht im Nordwesten der Insel Mallorca und ist vor allem durch seine historische Straßenbahn sowie die natürliche Umgebung bekannt und beliebt geworden. 

Wir folgen ab dem Leuchtturm der Küstenstraße die Bucht entlang bis zum Strand von Port de Sóller. Dort tauschen wir den Asphalt-Untergrund gegen Sand und laufen barfuß bis zum ersten Café direkt an der langgezogenen Strandpromenade. Dabei stolpern wir beinahe über die Schienen der berühmten Straßenbahm, welche Gäste aus dem fünf Kilometer weit entfernten Sóller bis hierher direkt an den Strand transportiert.

🚋  Die Straßenbahn in Port de Sóller wurde als erste elektrische Straßenbahnlinie im Oktober 1913 eingeweiht. Sie gilt es Verlängerung der nur ein Jahr zuvor fertiggestellten Verbindung von Palma bis Sóller, die bis heute mit einer historischen Schmalspureisenbahn befahren wird, dem Tren de Sóller – unter Eisenbahnliebhabern auch humorvoll bezeichnet als "der rote Blitz". In Sachen Geschwindigkeit sicher keine Alternative zum Automobil, aber ein nostalgisches Reiseerlebnis für alle, die ein wenig Zeit mitbringen und sich an der Landschaft erfreuen wollen. 
🍊 Ursprünglich noch von einer Dampflok gezogen, diente der Zug damals übrigens primär dem Transport von Waren – insbesondere Orangen, die aus dem fruchtbaren Tal um Sóller in die Hauptstadt Palma gebracht wurden. Zuvor war dies nur recht mühselig mit Eselskarren oder per Schiff möglich. Durch den neuen, direkten Weg mitten durchs Tramuntanagebirge wurde erheblich Zeit gespart. Noch bis heute wird der Tren de Sóller deshalb gelegentlich als „Orangenexpress“ bezeichnet.

Der GR 221 verläuft ab hier über den Cuber Stausee noch bis zum Kloster Lluc und wieder hinab bis nach Pollenca. Diese übrigen Etappen sparen wir uns für einen weiteren Urlaub. Nach sieben knackigen Tagesetappen haben wir unser Ziel erreicht und beenden hier unsere Wanderung. Wir blicken zurück auf eine Woche voller Abenteuer, Entspannung und Natur pur!

Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Pollenca im Hotel Capri* direkt am Strand und gönnen uns noch einen Sonnenuntergang am Cap de Formentor, bevor es zurück geht nach Palma und von dort in den Flieger zurück in die Heimat.



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